as Plink - "Knoten und Stränge..."




Das Plink


oder


"Knoten und Stränge..."

Eine Blick hinter die Welt des "normalen" Sehens

Pia-Veliah, Arkanenforscherin
der Seelentanzkolonie

Die Welt, so wie sie von "normalen" Augen betrachtet wird, scheint klare Umrisse und Strukturen zu besitzen. Jedes Objekt scheint für sich selbst und unabhängig zu existieren, und doch werden wir alle von einer Kraft durchströmt, welche gemeinhin als Magie bezeichnet wird.

Nun, es gibt jedoch ein Wort in meiner Heimat, welches diese Kraft genauer bezeichnet: Plink.

Das Plink bezeichnet die Kraft, welche die Dinge formt und zusammenhält. Diese Kraft ist die Urenergie aller bestehenden Objekte, und an den Stellen wo es sich zu Knoten verbindet besteht Etwas. Götter, Welten, Tiere, Pflanzen und Steine sind Bestandteil eines gewaltigen Netzes, ebenso wir wir, welche wir diese Dinge um uns herum wahrnehmen.

In dieser kleinen Abhandelung möchte ich jenen den Blick näher bringen, welcher sich meinen Augen erschließt: das ewige Pulsieren der Kräfte in und um uns, welche wir in der Gemeinschaft der Arkanen, wie man uns gemeinhin bezeichnet, in unserem höchst eigenen Handwerk nutzen um die Dinge zu ändern. Ich möchte gern darauf hinweisen, dass meine Abbildungen auf diesen Blättern höchst schwierig zu gestalten waren, da Tinte auf Papier kein sauberes Medium darstellt. Außerdem war es schwierig die stetigen Bewegungen der Stränge als starres Muster aufs Papier zu bannen. So möge der geneigte Leser beachten, dass sämtliche Abbildungen für den Blick außerhalb seiner Wahrnehmung als dynmische Objekte zu betrachten sind, welche stetig in Bewegung sind. So gehören nur wenige Objekte, wie z. B. das Wasser in seiner hexagonalstarren Erscheinung zu den wenigen einfach strukturierten Objekten.

 
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Ich möchte mit dem Beispiel eines Balles beginnen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie entsetzt ich war, als ich mich vor Jahren einmal verwandelte und ihn wie in Abbildung 1 gezeichnet wahrnahm! Der Ball wirkte auf einmal so unglaublich platt und unwirklich, war seine Form doch auf etwas Starres reduziert worden. In meinen Augen hätte er eher so wie in der Abbildung 2 wirken sollen.

Anmerkung: zur Vereinfachung ist die Darstellung des linsenhaften Sehens in der Zeichnung der mir sichtbaren Form hinterlegt. Es werden nur Stränge einer Ebene dargestellt, um das Verständnis zu erleichtern.

tastbare Form sichtbare Form
Abbildung 1 und 2: Ball

Aus vergangenen Gesprächen weiß ich, dass jetzt die Frage aufkommt: "Was ist das denn jetzt?"

Die Antwort ist ganz einfach: mehrere Fäden umwinden sich an dem Punkt, an dem der Ball sich befindet. Diese gehäufte Ansammlung von Verstrickungen bezeichne ich gern als Knoten, um es verständlich zu machen, was eigentlich diesen Ball ausmacht. Die Darstellung hier ist natürlich extrem reduziert, aber im Grunde ist es schon so, dass ein sich ebenmäig kugelförmig anfühlendes Objekt in die Luft geworfen zu einem Knoten aus sehr wenigen symmetrischen Strängen wird.

Spätestens jetzt kommt die Frage auf, wie wir aussehen, doch ich möchte die Frage erst mit einem wesentlich einfacher aufgebautem Lebewesen beginnen, dem Fisch.

Anmerkung: Die Darstellung ist extrem vereinfacht, denn die komplexe Form eines einfachen Lebewesens besitzt weit mehr Nuancen in ihrer Intensivität.

tastbare Form sichtbare Form
Abbildung 3 und 4: Fisch

Wie man unschwer erkennen kann, beginnen sich die Stränge hier in weniger strukturierten Mustern miteinander zu verschlingen, und die Durchstoßung des Objekts passiert durchaus in abgelenkten Bahnen. Ferner sind gewisse Bereiche intensiver. Es kommt sogar zu echten Kreuzungen zwischen den Hauptsträngen des Fisches, während der Ball noch aus reinen Verschlingungen bestand. Diese Kreuzungen sind maßgebliche Indizien für einen festellbaren Intellekt des Tieres, selbst wenn er in geringerem Maße als bei uns vorkommt.

Nun endlich möchte ich auf die Frage eingehen, die mir immer wieder gestellt wird: wie sehe ich meinen Gegenüber, wo doch alles meiner Beschreibung nach nur wirre pulsierende, umschlingende, kreisende und sich stetig verändernde Stränge seien? Die Antwort ist ganz einfach: sehr hell und intensiv. Es sind extreme Kreuzungen erkennbar, und das Potential zur Veränderung anderer Dinge bestimmt deutlich die Farben in seinem Kern.

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Stetig sind Bewegungen und Konteraktionen zu erkennen, und das Zusammentreffen mehrerer Wesen mit hohem Intellekt erzeugt starke Spannungen zwischen den Strängen. Gemeinhin werden diese Interaktionen wohl von allen denkenden Wesen wahrgenommen, wobei diese meist mit einem unbestimmten Gefühl beschrieben werden.

Gerade diese hohe Varianz deutet auf die hohe Individualität hin, welche uns allen inne wohnt. Sollte ich ein linsenhaft sichtbares Modell erstellen, so würde mir wohl meinem Tasten nach einfach den Inhalt eines Korbes voller Wollknäuel für eine halbe Stunde einer Schar von Katzen überlassen. Daher ist folgende Darstellung eine sehr mangelhafte Wiedergabe der Stränge eines vernunftbegabten Wesens:

tastbare Form sichtbare Form
Abbildung 3 und 4: allgemeiner Humanoider

Die folgenden drei Abbildungen stellen schematisch die gewaltigen Stränge der Welt dar, auf der wir uns befinden. Sie gibt es in der Seelentanzkolonie sogar zwei unglaublich dicht beieinander liegende Hauptstränge, welche die gewaltige Kugel durchstoßen, welche unsere Füße erspüren, wenn wir darüber wandeln.

Gerade diese Dichte der beiden großen Ansammlungen von Plink scheinen auch maßgeblich die Besonderheiten dieses Ortes aus zu machen. Auf und in dieser Insel existieren unglaubliche viele Strudel, welche nur an wenigen Orten in angenehmer Weise wieder geordneten Bahnen nacheifern. Es ist schon fast nicht vorstellbar, dass diese gewaltigen Säulen mit dem normalen Tastsinn nicht erfaßt werden können.

Nur einmal habe ich es gewagt mich in der Nähe eines solchen Strangs in ein Wesen mit linsenhaltigen Augen zu wandeln. Und ich muß sagen, dass es mich unglaublich verwunderte dort einen ebenso starren Ort zu sehen, wie das gesamte umliegende Land.

Aber wie mag man sich nun die Welt vorstellen? Ich selbst habe sie natürlich auch noch nicht aus der Ferne betrachtet, jedoch ist die unsere Welt umkreisende Kugel - der Mond - ein untrügliches Zeichen dafür, wie diese wohl selbst aussehen mag. Die Abbildung 7 stellt die platte Form am Himmel dar, welche man mit Linsen wahrzunehmen vermag. Abbildung 8 stellt eine kleine Auswahl an Hauptsträngen dar, während Abbildung 9 ein Bild näher dem tatsächlichen Anblick bietet.

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"tastbare" Form
Abbildung 7: ein Planet
sichtbare Form (Hauptstränge)
Abbildung 8: ein Planet
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sichtbare Form
Abbildung 9: ein Planet

Durchaus werden jetzt Fragen aufkommen, wieso nicht ständig in diesem Chaos von Strängen Dinge entstehen oder vergehen. Auf diese Fragen möchte ich folgendes antworten: genau dies passiert doch beständig um uns herum. Dinge bewegen sich, egal ob sie nun lebendig sind oder nicht. Alles ist unablässigen Veränderungen unterworfen. Und jene, die bewußt Stränge in ihrem Fluß ändern, deren Verlauf andere nicht zu ändern vermögen, werden in allen Kulturen als magisch Begabte betrachtet.

Doch letztlich ist unsere Magie nichts anderes als jedes Handwerk auch, nur dass wir mit Werkzeugen agieren, die wir in und an uns tragen. Ein Schmied benutzt seinen Hammer, um das Eisen glühend zu schlagen, während ein Ändern von Verläufen der Stränge des Eisenstücks mit innerem Geschick ausreichen würden.

Änderungen an lebendigen Wesen sind wesentlich komplexer, da viele Faktoren berücksichtig werden müssen, um in den sich dort wesentlich rascher verändernden Kompositionen eines Lebenden einen Punkt zu finden, an dem eingewirkt werden kann. Daher sollten Modifikationen an Anderen nur mit Bedacht vorgenommen werden. Zu schnell kann diese Änderung auf den Veränderer selbst wirken.

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Pia-Veliah, Kolonieforscherin der Arkanen Künste